Buchrezension | Fische, die auf Bäume klettern

5. Mai 2021

Überraschend anders

Bei Seabstian Fitzek denken die meisten von uns an pure Spannung, krasse Geschichten und viel Blut. Fitzek ist nicht nur ein äußerst sympathischer Autor, sondern auch noch begnadet in dem, was er tut: „Schreiben“. Seine Psychothriller sind meist Bestseller, die unter die Haut gehen.

Umso verwundeter war ich, als ich „Fische, die auf Bäumen klettern“ geschenkt bekam. Sebastian Fitzek, hä? Gibt es noch einen Autor, der sich so nennt? Ich hatte wirklich kurz gedacht, dass das ein anderer Fitzek sein muss. Denn über Glück, Liebe und Erfolg schreibt Sebastian doch sonst nicht. Stimmt. Aber diesmal hat er es getan und ich muss sagen: DANKE!

Fische, die auf Bäume klettern

Allein das Bild, was sich im Kopf bei diesem Titel zusammensetzt, passt nicht zusammen. Genauso wie der Autor und der Buchinhalt. Aber falsch gedacht. All das passt so gut zusammen, dass es einfach genial ist. Schon mit der Buch-Entstehungs-Geschichte hatte mich Sebastian an sein neues Buch gefesselt. So herrlich ehrlich, authentisch und gefühlt „mitten aus seinem Leben“. In ganzen 18 Kapiteln zeigt uns Fitzek seine Sicht auf die wirklich wichtigen Dinge, auf das Konstrukt Leben und was für ihn besonders richtig und wichtig ist.

Erfrischend ehrlich.

Buchrezension Sebastian Fitzek "Fische, die auf Bäume klettern" von Isabel Kulessa

Buchempfehlung: Sebastian Fitzek “Fische, die auf Bäume klettern” von Isabel Kulessa

Fitzek sagt ganz klar, dass dieses Buch keine Handlungsempfehlung, sondern eher als Ermunterung gedacht sei, selbst zum Stift zu greifen und ein Abenteuer zu versuchen.

 „Markieren Sie Ihren Standpunkt im Leben“

fordert Fitzek auf.

Nicht zu viel verraten

Ich möchte in diesem Artikel nicht zu viele Details verraten, weil ich mir wünsche, ihr würdet das Buch selber (er-) lesen und erleben. Denn ich hatte beim Lesen so ein positives Gefühl, welches ihr euch nicht vorenthalten solltet. Der Schreibstil von Sebastian hält immer eine Prise Humor bereit, die mir absolut gefällt. Ernste Themen, wichtige Botschaften schafft er hier, auf eine angenehme und humorvolle Art und Weise zu beschreiben. Fitzek nimmt sich und das Leben nicht zu ernst, reflektiert offen seine Fehler und spricht über seine Gedanken und Gefühle – alles an seine 3 Kinder gerichtet, für die er dieses Buch geschrieben hat.

Dennoch möchte ich euch Insights geben und mitteilen, wieso ich dieses Buch so wertvoll empfinde bzw. welche Learnings ich für mich mitgenommen habe.

Was ich für mich mitgenommen habe

Zunächst wissen die meisten von uns, dass seine Psychothriller genial sind. Aber Fitzek kann offenbar mehr, als Psycho-Kram schreiben. Eine ganze Menge mehr sogar.

Im Folgenden beschreibe ich für mich zusammengefasst, welche Gedanken, Gefühle und Co. ich aus dem Buch für mich mitgenommen habe. Vorsicht #spoileralarm

In „Fische, die auf Bäume klettern“ geht es darum, sich selbst zu finden und seine Leidenschaften und seine Berufung zu entdecken, nicht stehen zu bleiben und sich immer auf Reisen zu begeben. Fitzek appelliert eigentlich durchweg daran, ein selbstbestimmtes Leben zu leben und sich auf sich selbst zu konzentrieren. Am Ende dieses Buches sind sogar Seiten frei, in denen wir Leser Fragen beantworten und uns Gedanken machen sollen. Mal was Neues.

Buchrezension Sebastian Fitzek

Buchrezension: Sebastian Fitzek “Fische, die auf Bäume klettern” von Isabel Kulessa

Viele Menschen verwetten ihre Zeit gegen Geld, weil gehofft wird, dass alles einmal gegen Glück eintauschen zu können. Zeit lässt sich jedoch nicht zurückgewinnen. Ist sie einmal vorüber, ist sie unwiederbringlich weg. Unsere Lebenszeit ist kostbar und vor allem begrenzt. Wir sollten sie also für Dinge und Tätigkeiten nutzen, die wir lieben und gerne machen, sie mit Menschen verbringen, die uns guttun. Klingt so logisch und banal, aber wir alle wissen, dass es das nicht ist.

Ganz richtig beschrieben wurde der Zustand, dass wir nach einem 8 Stunden Arbeitstag nur noch 2/3 übrigbleiben, die wir an Tageszeit noch haben. Ziehen wir noch unseren Schlaf ab, im besten Fall ebenfalls nochmal 7-8 Stunden, bleibt da nicht mehr viel „Lebenszeit“ pro Tag. Deshalb sollten wir uns schon in diesen 8 h Arbeitszeit mit etwas befassen, was uns nicht den Tag oder unsere Laune vermiest.

Ein weiterer Reminder war für mich, diesen ganzen „Think Big“ oder nach den Sternen greifen Aussagen, die von vielen Motivationstrainern empfohlen werden, sein zu lassen. Träume groß, denke an das Unmögliche, um das Mögliche möglich zu machen usw. Wir kennen diese Sprüche alle. Jedoch sagt Fitzek im Buch, dass das der beste Nährboden für eine handfeste Depression sei. Und seinen Gedankengang dazu finde ich spannend. Denn er hat für mein Empfinden Recht, dass sich dadurch eine grundlegende Unzufriedenheit aufbauen kann, weil man das „zu hoch gesteckte Ziel“ nicht oder nur langsam erreicht. So werden die kleinen Ziele und Erfolge, die erreicht wurden, nicht beachtet, gewürdigt und rücken dadurch vollkommen in den Hintergrund. Aber auch die kleinen Erfolge sind wichtig. Sie motivieren und bringen uns immer ein Stück näher ans Ziel. Sebastian sagt, dass unser Fokus vor allem auf unseren Emotionen liegen sollte, nicht auf harte Fakten.

Hier ein schönes Zitat, welches den gesamten Gedanken-Prozess gut beschreibt:

„Ein Traum ist nicht das Ziel.
Er ist der Treibstoff, für die Reisen eures Lebens.“

Und weil ich einfach nicht anders kann:

„Die Kunst im Leben ist nicht, das zu bekommen, was man will, sondern es immer noch zu wollen, nachdem man es bekommen hat.“

Die 80-20 Regel

Im Buch ist mir nicht zum ersten Mal die 80-20-Regel über den Weg gelaufen, logisch, ich arbeite im Marketing. Aber sie ist mir das erste Mal in dem Zusammenhang beschrieben worden. Denn Fitzek beschreibt, dass wir die 80-20-Regel im Hinblick auf unsere Rituale und Reisen anwenden sollen. 80 % unserer Tätigkeiten etc. dürfen aus Ritualen bestehen, Dinge, die wir gerne und häufig tun, Gewohnheiten etc. Aber die restlichen 20 % sollten aus Reisen bestehen, aus Dingen, die wir noch nie gemacht haben, also daraus, etwas Neues zu erleben und neue Erfahrungen zu machen.

Wir brauchen alle Neugier, Mut und Selbstvertrauen im Gepäck, um den Aufbruch zu wagen. Mit genügend Selbstvertrauen, wächst automatisch euer Mut. Klingt logisch. Wir sollen also an unserem Selbstvertrauen arbeiten und unsere Stärken finden, unsere Talente und Leidenschaften. Denn wenn wir wissen, wo genau unsere Fähigkeiten liegen, haben wir unser Fundament unseres Selbstbewusstseins gefunden.

„Alles, was du willst, liegt auf der anderen Seite der Angst.“
[Will Smith]

Angst ist richtig und wichtig, hinterfragen ebenfalls. Aber die Angst darf uns nicht lähmen. Wenn wir Reisen und Erfahrungen sammeln, sind da automatisch neben den positiven, auch negative Erfahrungen dabei. Aber auch das ist wichtig, weil wir ebenfalls aus ihnen lernen. Das Leben mit etwas mehr Humor zu nehmen, kann übrigens ebenfalls einiges erleichtern, da hat Fitzek recht. Dazu reicht für mich ein Zitat, um es auf den Punkt zu bringen:

„Nehmt das, was ihr tut, ernst.
Aber euch selbst nicht so wichtig.“

Ich glaube damit sagt er alles, was man dazu beherzigen sollte.

Ebenfalls einleuchtend, etwas was wir zwar alle wissen, aber kaum beherzigen: „Wir müssen uns selber gefallen, niemandem sonst.“ Genau das fällt vielen Menschen gar nicht so leicht. Wenn wir ehrlich sind, hat er aber zu 100 % Recht. Wir sollten lieber unser Leben leben, unseren Leidenschaften nachgehen, sein, wie wir sein wollen und glücklich damit sein – als das Leben zu leben, welches andere von uns erwarten, sein, wie uns andere gerne hätten und damit unglücklich sein.

Neben Selbstbewusstsein und Neugierde spricht Fitzek über Empathie. Die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und z. B. mitzufiebern oder sich mitzufreuen. Ein Tipp, um unsere Empathie zu schulen und darin besser zu werden sind: Bücher und Filme. Fitzek sagt, dass die Ich-Empathie durch Bücher und auch Filme/Serien geschult wird, weil man sich über einen längeren Zeitraum in die Charaktere hineinversetzt und die Entwicklung nachvollziehen kann.

„Nachrichten erzeugen Angst, Bücher erzeugen Wissen. Nachrichten zeigen die Spitze, Bücher den ganzen Eisberg.“

Sei kein ARSCHLOCH

Ein schöner Appell von Sebastian „Seid kein Arschloch“. Wie ich finde, sehr passend. Es ist wichtig, im Leben nicht auf andere Menschen herabzuschauen und nicht berechnend zu sein, denn das Leben ist kein Deal. Wir werden immer auf Menschen in unserem Leben treffen, die uns guttun, genauso auf Menschen, die uns überhaupt nicht wohlgesonnen sind und wir uns mies durch sie fühlen. So ist es im Leben. Wir sollten, wenn möglich, aber nach Weggefährten suchen und uns mit ihnen umgeben, die uns wohlgesonnen sind und vor allem mit denen, die etwas besser können als wir, besonders im Job.

„Umgebt euch mit Menschen, die euch ergänzen.
Menschen, die euch fördern und fordern!“

Und, auch sehr wichtig und richtig: seid selbst ein solcher Weggefährte für andere und bemüht euch, ebenfalls Impulse zu liefern und ihnen beim Wachsen zu helfen. Seid eben einfach keine Arschlöcher.

Absolut interessant war für mich das zehnte Kapitel: Die Schwellenhüter. Hier hat Sebastian mir eine Perspektive eröffnet, die in mir ein Umdenken verursacht hat. Denn seine Empfehlung, nur auf die Kritik von Menschen zu hören, die mir wohlgesonnen sind, ist extrem hilfreich. Denn der Glaube anderer Menschen, ist nicht meine Gewissheit. Ihre Grenzen, sind nicht automatisch auch meine Grenzen. Ihre Ängste sind nicht meine. Wir können nicht immer allen gefallen, deshalb sollten wir uns nicht vor negativen Reaktionen fürchten. Wir haben nur eine einzige Erwartungshaltung zu erfüllen und das ist unsere eigene. Konstruktive Kritik ist wichtig, richtig und notwendig für eine gute Entwicklung, aber destruktive Kritiker sind Schwellenhüter – wir müssen lernen, diese voneinander zu unterscheiden.

Mir hat es gefallen, diesen Gedanken weiter zu spinnen und zu sagen, Menschen die ich nicht um Rat bitten würde, mir aber ihre Meinung oder Kritik an den Kopf werfen, sollte ich ignorieren.

Auch im nächsten Kapitel gab es anregende Gedankengänge, wieso Wegweiser und schlaue Sprüche aus Ratgebern und Co. besser von uns hinterfragt werden sollten. Diese Wegweiser haben andere Menschen aufgestellt. Sie hatten eine bestimmte Intention dabei, die wir hinterfragen sollten. „Schuster bleib bei deinen Leisten“ ist z. B. solch ein „Wegweiser“ den Fitzek anführt. Aber hier sagt er auch klar, dass das mal ganz gut sein kann, bei seinen Leisten zu bleiben, jedoch ist für manche dieser Wegweiser genau das Falsche. Denn viele Menschen wagen sich deshalb nichts Neues, bleiben bei dem Gewohnten und verpassen ihre Chancen, gehen ihren Leidenschaften nicht nach.

Deshalb sollte man, statt auf Wegweiser zu hören, lieber auf sein Bauchgefühl vertrauen. Denn das Bauchgefühl ist, laut Fitzek, keineswegs losgelöst von unserem Kopf, weil es sich aus unseren Erfahrungen nährt, aber es wird nicht von ihm dominiert.
Deshalb treffen wir viele Entscheidungen in unserem Leben intuitiv. Wir hören aber auch oft aus Angst nicht auf unseren Bauch, stattdessen grübeln wir wochenlang und verschwenden somit wertvolle Lebenszeit. Wir malen uns den zukünftigen Weg in den dunkelsten Farben aus, weshalb Sackgassen entstehen, die vielleicht gar nicht da sind oder wären. Pure Zeitverschwendung, genau genommen.

Genialer Tipp: Frage dich bei jeder Entscheidung, was du tun würdest, gäbe es eine Versicherung für die größten Risiken deiner Entscheidung.

Und dann sollte man nach einer Versicherung und Möglichkeit suchen, die den Worst Case auf ein erträgliches Maß abmildert.

Ganz wundervoll, wie ich finde, sagt Fitzek seinen Kindern, dass sie alle Originale sind und sie sich ihre Originalität nicht auf dem Weg abschleifen lassen sollen. Sie sollen ganz sie selbst bleiben. Und ich denke, dass sollten wir alle. Denn er hat vollkommen recht:

„Es ist das Besondere, das in der Kritik steht. Aber es ist auch das Außergewöhnliche, was sich durchsetzt. Nur das noch nie Dagewesene verändert die Welt.“

Sketchnote: Zusammenfassung meiner Learnings

 

Buchrezension Sebastian Fitzek "Fische, die auf Bäume klettern" von Isabel Kulessa

Buchrezension: Sebastian Fitzek “Fische, die auf Bäume klettern” von Isabel Kulessa

 

Zudem appelliert er, ganz klar, nie billig zu kaufen (Wer billig kauft, kauft zweimal), regelmäßig Sport zu treiben und sich um die körperliche und mentale Gesundheit zu kümmern. Sich Maßnahmen und Mechanismen zu überlegen, wie man Probleme bewältigen kann. Witzig, dass ich jetzt auch weiß, wie es heißt, all seine Gedanken aufzuschreiben: „Problemarchivierung“.

Sein Tipp, um lose Gedanken und Probleme etc. zu bearbeiten und zu verarbeiten. Kann ich ebenfalls nur empfehlen. Bei Psychologen ist die Schreib- oder Tagebuchtherapie eine anerkannte Therapieform. Hier auch sein nächster Appell, wenn man alleine nicht weiterkommt, ist das vollkommen ok. Man sollte sich seinen Zustand nur eingestehen und sich dann Hilfe holen. Manchmal reicht ein Gespräch mit einer vertrauten Person, manchmal muss es der Profi sein.

Erfahrungen im Leben

Alles was wir im Leben erleben und lernen, ist für irgendwas gut. Fitzek sagt auch, dass wir nie wissen, wozu wir die Dinge brauchen, die uns auf unseren Reisen widerfahren. Aber wenn wir unsere Erfahrungen kritisch hinterfragen und das, egal ob sie negativ oder positiv waren, finden wir sicher heraus, welche Ursache und Wirkung sie auf uns und unser zukünftiges Leben haben.

Manchmal wiederholen wir scheinbar unser Verhalten, kehren aber mit neuen Erkenntnissen zurück. Es ist also nicht immer ratsam, sein Verhalten stets sofort zu verändern. Denn wenn der eine Schwarm dein Liebesgedicht lächerlich fand, wird der nächste Schwarm es vielleicht lieben und zu schätzen wissen.

Manchmal sind die Emotionen auf den Reisen wichtiger, als die Lehre die man daraus zieht. Wichtig ist nur, sich selbst treu zu bleiben.

Wir können im Leben alles erreichen, solange wir daran glauben und dafür auch was tun. Im Leben an nichts zu glauben, ist, laut Fitzek, so gut wie unmöglich. Denn das „Nichts“ ist nicht greifbar oder existent. Ihm ist nur wichtig, dass wir an ETWAS glauben. Ich z. B. glaube nicht an Gott, aber das meint Fitzek auch nicht, wenn er fragt „Woran glaubst du?“. Allein das wir Menschen existieren und fähig sind, zu was wir eben fähig sind, ist für mich ein Wunder. Und darum geht es. Es gibt so viel mehr da draußen, als wir uns je begreiflich machen können.

„Wir sind ein Teil vom Ganzen, aber das Ganze zeigt sich uns nicht.“

damit trifft er es für mein Empfinden ganz gut.

um Schluss noch drei Fragen, die wir uns auf unseren Reisen immer stellen sollen, bevor wir sie antreten:
1. Beschädigt es eure Gesundheit?
2. Kostet es euch die Freiheit?
3. Schadet es jemand anderen?

In diesem Sinne. Achtet auf euch, eure Mitmenschen, eure Umwelt und findet EUCH!

Eure Isabel

Weitere Infos zum Thema

1. Fische, die auf Bäume klettern 
Hier kommt ihr zum Buch bei Thalia.

2. Mehr über Sebastian Fitzek
Hier kommt ihr zur Website.

Isabel Kulessa
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